Use Case Projekt ARAMOB im Konsortium NFDI4Biodiversity
ein Kooperationsprojekt des Karlsruher Naturkundemuseums und der Arachnologischen Gesellschaft
NFDI4Biodiversity ist ein Konsortium unter dem Dach der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur, das sich der gemeinschaftlichen Nutzung von Biodiversitäts- und Umweltdaten widmet.
Das NFDI Konsortium für Biodiversitäts- und Umweltdaten arbeitet daran, wertvolles Wissen nachhaltig verfügbar zu machen – und Lösungen zu finden, die wirklich gebraucht werden. Rund 20 Anwendungsfälle aus der Fachgemeinschaft – die NFDI4Biodiversity Use Cases – helfen dabei, Bedürfnisse auszuloten, Herausforderungen zu identifizieren und gemeinsam neue Wege zu gehen: hin zu Daten, die auffindbar, zugänglich, interoperabel und nachnutzbar sind (mehr zu den sog. FAIR-Prinzipien).
Ein Use Case ist das Vorhaben Spinnendaten der Arachnologischen Gesellschaft in Kooperation des Karlsruher Naturkundemuseums mit der Arachnologischen Gemeinschaft und weiteren Partnern (s.u.).
Der Atlas der Spinnentiere Europas der Arachnologischen Gesellschaft e.V. (AraGes) beinhaltet mehr als 3,1 Millionen Nachweise von Spinnentierarten, diees beruhen zu einem Teil aus „Einzelnachweisen“, die von Arachnologen, aber auch Citizen Scientists gemeldet werden. Aber auch Nachweise aus öffentlichen Sammlungen z.B. des Karlsruher Naturkundemuseums und Artenlisten aus wissenschaftlichen Studien werden importiert, außerdem Literaturnachweise eingearbeitet. Für Mitglieder der AraGes werden neben den Nachweiskarten auch Informationen zum Biotoptyp, der Phänologie und der Nachweishistorie bereitgestellt.
Wertvolle Daten zu Spinnen aus veröffentlichten oder unpublizierten systematischen Studien sind leider immer noch selten für die Öffentlichkeit frei (unter FAIR Prinzipien) zugänglich. Sie liegen als „dark data“ auf den Festplatten der Forschenden oder Institutionen. Solche Daten in großem Umfang zu erschließen, anzureichern und verfügbar zu machen war und ist Ziel des Projekts und Konsortiums ARAMOB.
Über 500.000 Datensätze mehrerer Institutionen und Wissenschaftler wurden inzwischen in der arachnologischen Datenbank gesammelt, angereichert und geprüft. Davon sind über das öffentliche Portal ARAMOB mehr als 111.000 artspezifische Studiendatensätze direkt einsehbar und recherchierbar. Diese Daten zu mehr als 480.000 Spinnen von 662 Arten von 1248 Fundorten stehen außerdem für Explorative Analysen (Begleitarten, Habitatpräferenz, Höhenverteilung, Nischenpositonen, Phänologie) mit vorgefertigten Tools zur Verfügung (s. Bach et al. 2024). Weitere 355.000 Datensätze wurden bereits für die Neubearbeitung der Roten Liste der Spinnen in Deutschland gesammelt und sind in einem internen Bereich für die Bearbeiter verfügbar.
Alle diese Daten sollen in NFDI4Biodiversity eingebracht werden, um sie in größeren Kontexten verfügbar zu machen und mit anderen Datentypen (Geodaten, Bodendaten, Medien) verknüpfen zu können.
Die AraGes wünscht sich eine dauerhafte Lösung für die Datenhaltung von Fachgesellschaften und Museen sowie eine breite öffentliche Verfügbarkeit der eigenen Daten. Angestrebt wird vor allem eine Verbesserung der Datenlage, u.a. über das Angebot der Datenpublikation in der Verbandszeitschrift, die Erstellung eines Datenmanagementplans für die AraGes und die Weiterentwicklung arachnologisch relevanter Thesauri und Management-Tools in der Arbeitsdatenbank Diversity Workbench. Darüber hinaus soll die Verknüpfung mit anderen Fachgesellschaften in NFDI4BioDiversity dazu beitragen, die Meldungen von Bürgerwissenschaftler:innen an die Atlas-Datenbank zu verbessern, z. B. Nachweise von Spinnentierarten in Europa mit Habitatangaben und die Datenlieferung von Wissenschaftler:innen zur ökologischen ARAMOB-Datenbank zu vereinfachen.
Mehr zur AraGes.
Weitere Partner des Projekts:
- Das Karlsruher Naturkundmuseum (SMNK, Dr. Hubert Höfer) und das Stuttgarter Schwestermuseum (SMNS, Dr. Joachim Holstein) sind beide Mitglied des Konsortiums der Deutschen Forschungssammlungen (DNFS), beide bewahren und managen umfangreiche arachnologische Sammlungen und insbesondere wertvolle Studiendaten zu Spinnen in Südwestdeutschland.
- Die Arbeitsgruppe Community Ecology and Ecotoxicology am Lehrstuhl für Umweltbiologie und Chemodynamik der RWTH Aachen (Prof. Dr. Martina Roß-Nickoll) arbeitet an der qualitativen Erfassung von Bodentiergemeinschaften und der Analyse von Zönosen und ihren Interaktionen mit dem Habitat und Umweltvariablen. Basierend auf Feldstudien und taxonomischer Expertise zu Vegetation, Laufkäfern und Spinnen kombiniert die Arbeitsgruppe qualititive ökologische Methoden mit Multivariaten Statistiken in komplexen Analysen und entwickelt komplexe Modelle und Monitoring-Studien. Mit diesen Kompetenzen koopereiren sie unter anderem in diesem Projekt mit dem Naturkundmuseum Karlsruhe.
- Das IT Center der Staatlichen Naturwissenschafltichen Sammlungen Bayerns (SNSB, Dr. Dagmar Triebel) hat maßgeblich die modulare Datenbank-Software Diversity Workbench als Virtuelle Forschungsumgebung entwickelt. Dieses Datenbanksystem wird vom SMNK (ARAMOB) und weiteren Forschungssammlungen in Deutschland verwendet.
Selected Publications
- Bach A., Raub F., Höfer H., Ottermanns R. & Roß-Nickoll M. (2024):
- ARAapp: Filling gaps in the ecological knowledge of spiders using an automated and dynamic approach to analyze systematically collected community data. Database DOI: 10.1093/database/baae004: 1-7  
- Höfer H & Raub F (2024):
- Data Paper. Spider assemblages (Arachnida: Araneae) in burned and intact mountain heathlands in the Northern Black Forest. Arachnologische Mitteilungen 67: 53  
- Bach A., Roß-Nickoll M., Holstein J., Ottermanns R., Raub F., Triebel D., Weiss M., Wendt I. & Höfer H. (2023):
- Improved access to arachnological data for ecological research through the ARAMOB data repository, supported by Diversity Workbench and NFDI data pipelines. Arachnologische Mitteilungen 66: 79-85  
- Raub F., Bach A., Bauer T. & Höfer H. (2023):
- Editorial. Data paper publication in Arachnologische Mitteilungen – Goals, review criteria, editorial procedures, format, data management and mobilization. Arachnologische Mitteilungen 66: iii-iv