134
        
        
          
            carolinea, 69
          
        
        
          (2011)
        
        
          stoff- und Wasserverhältnissen variiert. Auf den
        
        
          trockeneren Kiesrücken finden sich grasreiche,
        
        
          noch artenarme Ausprägungen, während in den
        
        
          feuchteren Senken bereits artenreiche Formen
        
        
          zu finden sind, im Übergang zu binsen- und
        
        
          seggenreichen Nasswiesen und Flutrasen mit
        
        
          Flatter-, Glanz- und Blaugrüner Binse (Juncus
        
        
          effusus, J. articulatus, J. inflexus), Stumpfblütiger
        
        
          Segge und Sumpfsegge (Carex subnodulosus,
        
        
          C. acutiformis), Wasserminze (Mentha aquatica),
        
        
          Gemeinem Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris)
        
        
          sowie zahlreichen weiteren Blütenpflanzen. Auf
        
        
          einer Wiesenfläche unterstreicht das Vorkommen
        
        
          des gefährdeten (Einstufung: B
        
        
          reunig
        
        
          &
        
        
          D
        
        
          emuth
        
        
          1999)
        
        
          Fleischfarbenen Knabenkrauts (Dactylo-
        
        
          rhiza incarnata) das naturschutzfachliche Poten-
        
        
          tial der Flächen.
        
        
          Bemerkenswert sind die (wandernden) Alt-
        
        
          grasstreifen, die im Rahmen des Vertragsnatur-
        
        
          schutzes oder der beauftragten Pflege entstehen
        
        
          und die Flächen tierökologisch aufwerten. Insek-
        
        
          ten profitieren hier vom Blütenangebot auch zum
        
        
          Zeitpunkt der Heuernte, Spinnen haben durch-
        
        
          gängig Gelegenheit zum Netzbau, zahlreiche
        
        
          Wirbeltiere wie Amphibien und Vögel finden
        
        
          ganzjährig Deckung.
        
        
          Die extensive Wiesenführung erlaubt nun breite
        
        
          Übergänge zwischen Wiese und Waldrand bzw.
        
        
          Wiese und Fließgewässer, wo früher bis an die
        
        
          nutz- und befahrbare Grenze (und oft genug
        
        
          auch darüber hinaus) umgebrochen wurde. Hier
        
        
          wachsen heute Schilffelder, Röhrichte, Seggen-
        
        
          riede und Hochstaudenfluren mit Wasserschwa-
        
        
          den (Glyceria maxima), Wasser-Schwertlilie (Iris
        
        
          pseudacorus), Rohrglanzgras (Phalaris arun-
        
        
          dinacea), Pfeifengras (Molinia caerulea), der
        
        
          Gewöhnlichen und der Salz-Teichbinse (Schoe
        
        
          noplectus lacustris und S. tabernaemontani),
        
        
          Breit- und Schmalblättrigem Rohrkolben (Typha
        
        
          latifolia und T. angustifolia), Mädesüß (Filipendu-
        
        
          la ulmaria) und Blutweiderich (Lysimachia vulga-
        
        
          ris). Diese teilweise bis zu 50 m breiten Struk-
        
        
          turen sind ein wesentliches, seit 1991 deutlich
        
        
          aufgewertetes Merkmal des Gebietes. Hier findet
        
        
          sich der Brut-, Deckungs- und Nahrungsraum für
        
        
          eine Vielzahl von Vogelarten und Lebensraum ei-
        
        
          ner vielfältigen Spinnen- und Insektenwelt.
        
        
          Die das Gebiet durchziehenden, langsam flie-
        
        
          ßenden Gewässer – Alter und Neuer Kehrgraben
        
        
          sowie nördlicher Kahlbach – sind außerordentlich
        
        
          vielfältige Standorte der o. g. Röhrichte, Seggen-
        
        
          riede und Schilffelder sowie von Kleinröhrichten mit
        
        
          Aufrechtem Merk (Berula erecta), Wasserschwa-
        
        
          den (Glyceria maxima) und Ästigem Igelkolben
        
        
          (
        
        
          Sparganium erectum). Bemerkenswert sind aus-
        
        
          gedehnte Bestände der gefährdeten Wasserfeder
        
        
          (
        
        
          Hottonia palustris); die 1989 noch weit verbreitete
        
        
          Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis) ist
        
        
          dagegen weitgehend verschwunden.
        
        
          Zwischen dem bereits unter Naturschutz ste-
        
        
          henden Wald westlich der Bahnlinie und den
        
        
          o. g. Wiesenflächen liegen etwa 32 ha Kom-
        
        
          munalwald, dessen Aufnahme in das Natur-
        
        
          schutzgebiet ebenfalls gelang. Auf den feuchten
        
        
          Standorten der Randsenke handelt es sich um
        
        
          Schwarzerlen-Eschen-Auwälder mit gut ausge-
        
        
          bildeter Krautschicht: u. a. Wasser-Schwertlilie
        
        
          (
        
        
          Iris pseudacorus), Einbeere (Paris quadrifolia),
        
        
          Buschwindröschen (Anemone nemorosa) und
        
        
          Bärlauch (Allium ursinum). Auf den trockeneren,
        
        
          lehmüberdeckten Kiesrücken stocken Sternmie-
        
        
          ren-Eichen-Hainbuchen-Wälder mit Waldziest
        
        
          (
        
        
          Stachys sylvatica), Waldveilchen (Viola reichen-
        
        
          bachiana), Hoher Schlüsselblume (Primula elati-
        
        
          or) und Maiglöckchen (Convallaria majalis). Bei-
        
        
          de Waldtypen werden für Baden-Württemberg
        
        
          als schwer bzw. kaum regenerierbare, gefähr-
        
        
          dete Biotoptypen eingeordnet (B
        
        
          reunig
        
        
          2002).
        
        
          Die Entwicklung der Avifauna im Hochholz-Ka-
        
        
          pellenbruch ist gut dokumentiert
        
        
          1
        
        
          .
        
        
          Aktuell sind
        
        
          66
        
        
          Brutvogelarten nachgewiesen, bei 6 weiteren
        
        
          Arten – darunter der in Baden-Württemberg
        
        
          stark gefährdete (Einstufungen auf der Roten Li-
        
        
          ste Baden-Württemberg (RL) nach
        
        
          hölzinger
        
        
          et
        
        
          al. 2007
        
        
          2
        
        
          )
        
        
          Wendehals (Jynx torquilla) – besteht
        
        
          zumindest Brutverdacht. 33 Arten nutzen das
        
        
          Gebiet auf dem Zug und/oder als Nahrungsgast.
        
        
          Die folgende Darstellung beschränkt sich auf die
        
        
          Vorkommen in den Flächen, die aktuell zum Na-
        
        
          turschutzgebiet aufgewertet wurden.
        
        
          Entlang des Alten Kehrgrabens wurden Pirol
        
        
          (
        
        
          Oriolus oriolus, RL V), Turtel- und Hohltaube
        
        
          (
        
        
          Streptopelia turtur, Columba palumbus, RL V),
        
        
          Schwarzspecht (Dryocopus martius) und Wei-
        
        
          denmeise (Parus montanus, RL V) nachgewie-
        
        
          sen. In den benachbarten Rauenberger Wiesen
        
        
          brütet die Feldlerche (Alauda arvensis, RL 3) re-
        
        
          gelmäßig. Es ist zu erwarten, dass der Bereich
        
        
          mit den Jahren auch von Mittel- und Buntspecht
        
        
          (
        
        
          Picoides medius, P. medius, letzterer RL V),
        
        
          Grau- und Trauerschnäpper (Muscicapa striata,
        
        
          Fidecula hypoleuca, beide RL V) und weiteren
        
        
          Meisenarten besiedelt wird.
        
        
          1
        
        
          Die hier genannten Nachweise verdanken wir G
        
        
          uido
        
        
          W
        
        
          ald
        
        
          -
        
        
          mann
        
        
          ,
        
        
          Ketsch.
        
        
          2
        
        
          es bedeutet: 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark gefähr-
        
        
          det, 3 = gefährdet, V = Art der Vorwarnliste.