Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe
227
bohrung Querfurt 1/64 wird im Ergebnis zu einem
Richtprofil für die sedimentologische und fazielle
Entwicklung des intramontanen Permokarbons
Mitteleuropas führen. Die Dokumentation des
Rotliegendprofils wurde abgeschlossen. Erste
Tests zur Paläomagnetik des Profils erbrachten
Ergebnisse, die eine Neueinstufung des Rotlie-
gend in der Saale-Senke zur Folge haben und
in der Konsequenz zu einer völligen Umstellung
der Korrelationen und Sedimentationsmodelle
für das Rotliegend Mittel- und Norddeutschlands
führen. Arbeitsschwerpunkt 2010 war daher die
Korrelation mit ca. 20 Bohrungen zur Erarbeitung
eines neuen Sedimentationsmodells für das Rot-
liegend der Saale-Senke und der Korrelation mit
benachbarten Sedimentationsräumen wie der
Norddeutschen Senke und des Unstrut-Beckens.
(
Leitung: U. G
ebhardt
)
Permotrias
Durch die Vermittlung von S
ilvio
B
randt
(
Halle/
Saale) konnte weiteres Material aus dem Zech-
stein 2 mikropaläontologisch untersucht werden.
Das Material stammt aus dem Hauptdolomit
(
Ca2, Staßfurt-Karbonat) vom Mühlberg bei Nie-
dersachswerfen am südöstlichen Harzrand. Die
mikropaläontologische Auswertung ergab ledig-
lich einige Ostrakoden, die keine besondere stra-
tigraphische Relevanz besitzen. Offensichtlich ist
das Gestein für die Überlieferung weiterer Mikro-
fossilien zu stark dolomitisiert.
Ebenso konnte ein Sammlungskontingent von
Fossilien aus dem marin entwickelten Perm von
Spitzbergen (Svalbard-Archipel, Norwegen) an-
gekauft werden. Die Funde stammen aus dem
Tempelfjord-Gebiet, einer östlichen Teilbucht des
Eisfjordes. Die Präparation des Materials erwies
sich als sehr schwierig und zeitaufwändig, da
die Matrix aus einem inhomogenen, teilverkie-
selten Kalkstein besteht. Nach der Bestimmung
liegt neben einer Reihe von Bryozoen-Taxa und
wenigen Gastropoden eine hochdiverse Brachio
poden-Fauna vor. Die Brachiopoden werden
wiederum durch großwüchsige Strophomeniden
und Spiriferiden gleichermaßen dominiert. Die
Fossilien wurden vor Ort nicht horizontiert ent-
nommen, sodass eine genaue Datierung nicht
möglich ist. Immerhin lassen sie sich in ihrer Ge-
samtheit in die Kapp Starostin-Formation (Tem-
pelfjorden-Gruppe) einstufen. Im überregional
stratigraphisch gültigen System lassen sie sich
somit vom oberen Unterperm (Kungurium) bis
ins Mittelperm (Guadalupium) datieren. Biostrati-
graphisch lässt sich diese Faunenvergesellschaf-
Abbildung 34. Dr. U
te
G
ebhardt
erläutert die geologischen Zusammenhänge am Fundort des ältesten Gesteins
Baden-Württembergs bei Schenkenzell unweit Alpirsbach. – Foto: E. H
arms
.