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Flechtenrelvante Lebensräume
selbst wie auch der angrenzenden Waldbe-
stände, andererseits die Unauffälligkeit der
meisten dort wachsenden Flechtenarten. Am
artenreichsten sind die Waldwegeböschungen
im Sandstein-Odenwald. Die besonderen Sub-
strateigenschaften des Buntsandsteins (hohes
Wasserspeichervermögen) ermöglichen vie-
len schattenertragenden Arten mit höherem
Feuchtigkeitsbedarf gute Siedlungsmöglichkei-
ten, insbesondere auf kleinen, im Boden ste-
ckenden Steinen.
Arten:
Absconditella delutula
,
Baeomyces placo-
phyllus
,
Dibaeis baeomyces
,
Gyalidea diaphana
,
Micarea lithinella
,
M. peliocarpa
,
M. viridileprosa
Bäche
Der Odenwald ist reich an Fließgewässern.
Insbesondere die kleineren Bäche sowie die
Oberläufe größerer
Fließgewässer
, die über-
wiegend innerhalb von Wäldern verlaufen, sind
vergleichsweise naturnah ausgebildet. Infolge
des Reichtums an Silikatblöcken in und an den
Bächen finden die an entsprechende Verhältnis-
se angepassten Wasserflechten gute Bedingun-
gen. In Abhängigkeit von der Überflutungsdauer
kommt dies in einer recht artenreichen Wasser-
flechtenvegetation zum Ausdruck.
Arten:
Bacidina inundata
,
Caloplaca atroflava
var.
submersa
,
Collema flaccidum
,
Dermatocar-
pon luridum
,
Ionaspis lacustris
,
Lecidea ahlesii
,
Rinodina fimbriata
,
Thelidium pluvium
,
T. rehmii
,
Verrucaria aquatilis
,
V. funckii
,
V. hydrela
,
V. mar-
gacea
,
V. praetermissa
,
V. rheitrophila
Natürliche Gesteinsformationen
Im Vergleich zu anderen deutschen Mittelgebir-
gen ist der Odenwald arm an
Felsen
. Zudem
sind die meisten Silikatfelsen von solch geringer
Größe, dass sie von randständigen Bäumen be-
schattet bzw. übergipfelt werden. Arten lichtoffe-
ner Felsen finden daher von Natur aus nur we-
nige Siedlungsmöglichkeiten. In früheren Zeiten
dürfte sich dies insofern anders dargestellt ha-
ben, als in der Umgebung der Felsen vielerorts
eine intensive, niederwaldartige Holznutzung
stattfand, wodurch die Felsen in deutlich höhe-
rem Maße dem Licht ausgesetzt waren.
Arten:
Arthonia endlicheri
,
Buellia ocellata
,
Ca-
loplaca demissa
,
Cystocoleus ebeneus
,
Derma-
tocarpon miniatum
,
Enterographa hutchinsiae
,
Hymenelia ceracea
,
Lasallia pustulata, Lecanora
stenotropa
,
Lecidella viridans
,
Lepraria crassis-
sima
,
Melanelia disjuncta
,
Opegrapha lithyrga
,
Porpidia albocaerulescens
,
Rhizocarpon gemi-
natum
,
R. viridiatrum, Rinodina aspersa
,
Sphinc-
trina leucopoda
,
Umbilicaria grisea
,
U. hirsuta
,
Xanthoparmelia mougeotii
Ausgedehnte
Blockmeere
sind im Odenwald
neben wenigen isolierten Felsen die einzigen
von Natur aus waldfreien Lebensräume. Infolge
weitgehend fehlender Nutzungsmöglichkeiten
wurden sie vom Menschen kaum beeinflusst
und konnten sich so über lange Zeiträume ihren
natürlichen Charakter mit nahezu konstanten
ökologischen Bedingungen bewahren. Die vor
allem im nordwestlichen und südlichen Oden-
wald verbreiteten Blockmeere stellen daher für
viele Flechtenarten Reliktstandorte dar; entspre-
chend hoch ist demzufolge auch die Zahl selte-
ner Arten. Dies betrifft nicht nur die auf Gestein
vorkommenden Flechtenarten, sondern auch
die auf dünnen Rohhumusdecken wachsenden
Strauchflechten der Gattung
Cladonia
(„Rentier-
flechten“), die mit Ausnahme von
Cladonia por-
tentosa
außerhalb der Blockmeere kaum mehr
vorkommen.
Arten:
Arthonia arthonioides
,
Catillaria atoma-
rioides
,
Cladonia arbuscula
ssp.
squarrosa
,
C.
ciliata
,
C. coccifera
,
C. gracilis
,
C. rangiferina
,
C. uncialis
,
Cresponea premnea
,
Cyphelium
lecideinum
,
Fuscidea cyathoides
,
F. recensa
,
Icmadophila ericetorum
,
Immersaria athroocar-
pa
,
Lecanora rhodi
,
Lecidea commaculans
,
L.
fuliginosa
,
Lichenomphalia umbellifera
,
Micarea
hedlundii
,
M. leprosula
,
M. melaena
,
Parmelia
omphalodes
,
Pertusaria aspergilla
,
P. pseudo-
corallina
,
Protoparmelia badia
,
Sclerococcum
sphaerale
,
Umbilicaria deusta
Im vergleichsweise felsarmen Odenwald stel-
len silikatische
Einzelblöcke im Offenland
wichtige lichtoffene Biotope für gesteinsbe-
wohnende Flechten dar. Durch Entsteinungs-
maßnahmen dürften in der Vergangenheit viele
solcher zumeist innerhalb von Viehweiden lie-
genden Strukturen verschwunden sein. Wo dies
glücklicherweise nicht geschah, hat eine inten-
sive Grünlandwirtschaft vielerorts zu einer weit-
gehenden Zerstörung der Flechtenvegetation
geführt. Die vor allem im nordwestlichen (Vor-
deren) Odenwald stellenweise erhalten geblie-
benen blockreichen Weideflächen mit ziemlich
geringem Viehbesatz vermitteln eine Vorstellung
vom einstigen Flechtenreichtum der seit Jahr-
hunderten frei liegenden Felsblöcke.
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