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Erfassung und Darstellung
Grundlagen und Erläuterungen
1 Erfassung und Darstellung
1.1 Kartierungs- und Darstellungsmethode
Die Kartierung der Flechten erfolgte nach der
Punktraster- oder Gitternetzmethode, bei der das
zu untersuchende Gebiet mittels eines Gitter-
netzes in gleichgroße Kartiereinheiten bzw. Ras-
terfelder unterteilt wird. Das zugrundegelegte
Gitternetz orientiert sich an dem Zuschnitt der
Topographischen Karten im Maßstab 1 : 25.000
(TK 25, „Messtischblätter“), wobei jedes Karten-
blatt nochmals in vier gleichgroße Teile (Qua-
dranten) untergliedert wird. Die Nummerierung
der Quadranten erfolgt dabei in der üblichen
Weise: Nordwest = 1, Nordost = 2, Südwest = 3,
Südost = 4. Jede Kartiereinheit in Form eines
Messtischblatt-Quadranten umfasst somit eine
Fläche von 5 Minuten geographischer Länge und
3 Minuten geographischer Breite. Dies entspricht
im vorliegenden Fall in etwa einem Rechteck von
gut 5,5 km x knapp 6 km Seitenlänge, wobei die
Größe der Quadranten von Nord nach Süd ge-
ringfügig zunimmt.
Unabhängig von der Zahl der festgestellten Vor-
kommen führt jeder Nachweis einer Art zu einem
Punkt im entsprechenden Grundfeld der Raster-
karte.
Die Anfänge der Kartierung gehen bis in die
1970er Jahre zurück, als V. Wirth erste Daten
zum Vorkommen von Flechtenarten vor allem im
badischen Odenwald sammelte. Die Idee zu ei-
ner systematischen Kartierung der Flechten des
Odenwaldes kam zwar bereits 1986 auf, doch
wurden die Kartierarbeiten erst ab 1990 kontinu-
ierlich betrieben, besonders intensiv in den Jah-
ren 1995 bis 2002.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Flech-
tenkartierungen in Deutschland ist das Unter-
suchungsgebiet nicht durch politische Grenzen
definiert, sondern es orientiert sich einzig an der
naturräumlichen Abgrenzung des Odenwaldes
unter Einschluss der im Westen bzw. Norden an-
grenzenden Vorbergzonen („Bergstraße“, „Kleine
Bergstraße“; vergl. hierzu Kap. 2.2.1). Vorkom-
men von Arten außerhalb dieser Naturräume
blieben grundsätzlich unberücksichtigt.
Die im Gelände gesammelten Funddaten wur-
den zusammen mit den historischen Angaben
aus der Literatur- und Herbarauswertung in das
vom Bundesamt für Naturschutz (BfN, Bonn) im
Rahmen des Projektes „Datenbank Gefäßpflan-
zen“ entwickelte und kostenlos zur Verfügung
gestellte Programm FLOREIN 5.0 (S
UBAL
1997)
eingegeben. Unter Verwendung von graphischen
Layern als Hintergrundinformation wurde mittels
FLOREIN 5.0 auch die Darstellung der Raster-
karten vorgenommen.
1.2 Datenerhebung im Gelände
Es erfolgte eine systematische Erfassung der
Flechten im gesamten Untersuchungsgebiet,
wobei jede Kartiereinheit (Messtischblatt-Qua-
drant) über die Jahre mehrmals aufgesucht wur-
de. In den ersten Jahren der Kartierung lag der
Schwerpunkt der Erhebungen auf der Kartierung
von einzelnen Lokalitäten, die bereits aus der
Literatur bekannt waren oder aufgrund von Ein-
tragungen auf den Topographischen Karten als
lichenologisch interessant erschienen, wie Fels-
formationen, Blockmeere, tief eingeschnittene
Bachtäler, als Naturdenkmale ausgewiesene
Einzelbäume etc. Im Interesse der Erfassung
eines möglichst breiten Artenspektrums wur-
den bei der Kartierung von Anfang an möglichst
viele verschiedene Standorttypen hinsichtlich
Substrat und Klima berücksichtigt. Besonderer
Wert wurde dabei auf die Berücksichtigung an-
thropogener Habitate gelegt, da sie in dem von
Natur aus felsarmen Kartiergebiet für viele Arten
weithin die einzigen potenziellen Wuchsorte dar-
stellen. Zur Verdeutlichung der Bedeutung von
anthropogenen Substraten für das Vorkommen
vieler Flechtenarten wurden in allen Verbrei-
tungskarten die auf solche Substrate beschränk-
ten Nachweise durch ein spezielles Symbol,
wie von W
IRTH
(1987) eingeführt, gesondert aus-
gewiesen.
In der zweiten Phase der Kartierung verlagerte
sich die zunächst auf bestimmte potenziell flech-
tenrelevante Standorte ausgerichtete Kartiertä-
tigkeit hin zu ausgedehnten Begehungen von
ausgewählten Gebieten. Es zeigte sich, dass hier-
durch eine beträchtliche Zahl von zusätzlichen
Arten gefunden werden konnte – nicht zuletzt
in Bereichen, die aus flechtenkundlicher Sicht
auf den ersten Blick wenig attraktiv erschienen.
Mittels des Kartierungsprogramms FLOREIN 5.0
wurden außerdem sogenannte „Fehllisten“ ge-
neriert, womit gegen Ende der Kartierung ver-
sucht wurde, vermeintliche Kartierlücken gezielt
zu schließen.
Von jeder Begehung wurden die Kartierdaten
– nach Grundfeldern getrennt – in Listen einge-
tragen, deren Inhalt in FLOREIN 5.0 eingegeben
wurde. Von selteneren bzw. bestandsbedroh-
ten Flechtenarten wurde außerdem der genaue
Fundort erfasst und im Kartierprogramm ent-
sprechend abgelegt. Des Weiteren erfolgte von
1,2,3,4,5,6 8,9,10,11,12,13,14,15,16,17,...532