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M

ittmann

& H

avelka

: Zur Geschichte gefährdeter Nutztierrassen; Kronenkammhühner

123

sem Bild die Tatsache, dass die frei laufenden

Haushühner bereits zu dieser Zeit eine deutliche

Ausprägung von erblichen, phaenotypisch inte-

ressanten Merkmalen für die spätere Rassege-

flügelhaltung zeigen. Belegt wird weiterhin, dass

bei den Landschlägen der damaligen Zeit sehr

wohl ein homogenes Erscheinungsbild üblich ist,

das aber weiter gefasst ist. Im Gegensatz zu der

heutigen Tierhaltung werden in der Hühnerherde

Tiere mit mehr Sprenkelhuhncharakter (Hahn),

aber auch goldfarbige und silberfarbige Tiere

(Paduanerartige) zusammen mit Tieren unter-

schiedlicher Kopfpunkte (Kronenkamm, Hauben)

zusammen gehalten und auch in einer Fort-

pflanzungsgemeinschaft vermehrt. Gleichzeitig

deutet dies auf die beginnende Durchmischung

der eingeführten Kronenkammhühner mit den

bodenständigen Mittel- bis Nordeuropäischen

Landschlägen hin.

Einen wissenschaftlichen Statusbericht über

den Stand der Rassebildung bei den Haushüh-

nern im 18. Jahrhundert liefert

B

uffon

(1776) im

vierten Teil seiner Naturgeschichte (s.o.). Jetzt

zeigt sich, dass sich das auffällige Körpermerk-

mal des Kronenkammes bei den Kammhühnern

als Merkmal dauerhaft in den Hühnerpopulati-

onen Mitteleuropas etabliert hat. Er bildet einen

„Englischen Hahn“ ab mit Kronenkamm und Fe-

derhaube, auch zeigen „Krup Hahn“ und „Krup-

Henne“ dieses Merkmal (Abb. 21 a bis c). Er be-

schreibt den schönen Doppelkamm des „Hahn

von Bantam“ oder den des „Kluthahns“ und des

„Ungeschwänzten Persischen Huhns“, der einen

„bald einfachen, bald gedoppelten Kamm“ besitzt

(Abb 21 d und e). Diese Bemerkung zusammen

mit der Feststellung, dass der abgebildete „Krup-

Hahn“ fünf Zehen hat, die zugehörige Henne in-

des nur vier, macht deutlich, dass zu dieser Zeit

die Zuchtlinien in ihrem genetischen Potential

noch nicht so eingeschränkt waren, wie es heute

bei rein gezüchteten Rassen als selbstverständ-

lich erachtet wird.

Abbildung 20b. Der Bildausschnitt zeigt Kronenkammhühner mit einer Sprenkelzeichnung.