
M
ittmann
& H
avelka
: Zur Geschichte gefährdeter Nutztierrassen; Kronenkammhühner
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Hühner in der Regel von Seeleuten als lebender
Proviant an Bord gehalten wurden. Gleichzeitig
wurden immer wieder exotische Vögel aus den
neuen überseeischen Gebieten zur Erbauung
importiert. Darunter waren sicher auch beson-
ders prächtige und auffällige Hühner, die in die
einheimischen Haushuhn-Populationen einge-
führt und die gleichzeitig auch zu Objekten der
Malerei wurden.
So bei
A
elbert
J
acobzon
C
uyp
(1620-1691),
eigentlich einer der bedeutendsten niederlän-
dischen Landschaftsmaler dieser Zeit, der aus
dem alten südholländischen Handelszentrum
Dordrecht stammte, das damals einer der wich-
tigsten Stützpunkte der Hanse war. Nur drei Bil-
der seines umfangreichen Werks befassten sich
mit Hühnern. Dennoch zählt der Kronenkamm-
hahn auf seinem Bild „Fowl“ (Geflügel, um 1650)
zu den schönsten Darstellungen dieser morpho-
logischen Besonderheit domestizierter Kamm-
hühner (Abb. 16). Das vermutlich nach einem
lebenden Exemplar gemalte Bild hält die Details
des Kammes in einer Perfektion fest, als sei es
ausschließlich für die Verwendung in der Aus-
gabe eines heutigen Rassestandards angefer-
tigt worden. Der Kamm zeigt eine geschlossene
Becherform, wie sie für heutige Spitzentiere der
Kronenkammrassen wie der Augsburger ange-
strebt und doch meist nur näherungsweise er-
reicht wird.
Die ganze Bandbreite, mit der sich die Erbanlage
Cr der Haubenhühner phänotypisch ausdrücken
kann, findet sich in
C
uyps
Gemälde
„Een haan
en kippen“ (Ein Hahn und Hennen, 1651) (Abb.
17). Die einzelnen Tiere, von links nach rechts
betrachtet, zeigen alle schon Merkmale heutiger
Standardrassen: Links im Hintergrund hockt eine
Henne eines Holländer Haubenhuhns. Der Hahn
mit seinem prächtigen Kronenkamm ist dem Typ
der Sizilianer-Hühner zuzuordnen, der Backen-
Abbildung 17.
A
elbert
J
acobzon
C
uyps
„Een haan en kippen“ (1651) gibt einen Überblick über die im 17. Jahrhun-
derten in den Niederlanden verbreiteten Haubenhühner. – Foto: The European Library.