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Carolinea 71
(2013)
Mehr als alle anderen Vögel ist der Hahn leiden-
schaftlich und von sich selbst eingenommen. Er
verkündet, dass es Morgen ist. Es ist wunderlich,
dass er die Stunden der Nacht weiß und wie viel
Zeit es ist. Er richtet seine Stimme danach ein.
Wenn die Nacht 15 Stunden dauert, richtet er
seine Stimme danach. Wenn die Nacht 9 Stun-
den hat, ebenso. Er gibt die Stunden an, wie die
Zeit ist. Das ist eine Eingebung von Gott. Es wur-
de vom Propheten – Gott segne ihn – gesagt,
dass Gott den Hahn auf dem Thron geschaffen
hat. Er hat zwei Flügel. Wenn er sie ausbreitet,
überschreiten sie Ost und West.
Wenn das Ende der Nacht gekommen ist, öffnet
er die Flügel, flattert damit, schreit und lobt Gott.
Wenn er das macht, loben auch die Hähne auf
der Erde, flattern mit den Flügeln und schreien
auch.
Die Leute sagen, dass der Hahn mit dem roten
Bart und der Krone auf die Hühner aufpasst und
eifersüchtig auf seine Hühner ist. Wenn jemand
– wie man sagt – vom Hahn aufwacht und auf-
steht, hat man einen leichten Schlaf.
Der aggressive Löwe zieht sich zurück, wenn er
einen weißen Hahn sieht.
Das Zeichen des Hahns ist der rote Kamm und
der dicke Hals, die engen und schwarzen Augen,
die scharfen Krallen und die laute Stimme.
Man sieht, dass er die Körner mit dem Schnabel
nimmt und den Hühnern zuwirft. Man sagt, dass
er das macht, wenn er jung ist und viel Begier-
de hat. Wenn er gealtert ist, macht er das nicht
mehr.
Der Hahn verteidigt die Hühner, wenn ein Feind
kommt. Er sammelt sie an einem Platz, steht an
der Tür und bewacht sie.
Man sagt, der Hahn legt in seinem ganzen Leben
ein einziges Ei und dieses Ei ist steril. Es ist sehr
klein. Man sagt: Du hast uns ein einziges Mal be-
sucht und mache nicht wie das Ei vom Hahn.
Wer den weißen Hahn schlachtet, wird bezüglich
des Geldes und der Familie bestraft.
Man sagt, die Teufel betreten kein Haus, in dem
ein weißer Hahn ist.
Wenn Teile und der Kamm vom Hahn getrocknet
und zerrieben werden und ein Bettnässer davon
isst, geht das weg.
Wenn man seine Augenlider mit der Galle be-
streicht, hilft das gegen den Grauen Star und
trübe Augen. Wenn man sie weiterfärbt, dann
geht der Graue Star weg. Belynias sagt: Wenn
die Galle vom Hahn mit dem Sud vom Lamm ge-
mischt wird und wenn man dies nüchtern trinkt,
hilft es gegen die Vergesslichkeit.
Wenn jemand Scharlach (?) hat und man die
Flügel auf die Person legt, geht es weg.
Der Reiter bindet die Flügel auf seine Lenden,
dann wird er nicht müde vom Ritt.
Sein Blut hilft gegen den Grauen Star und das
Blut, welches er beim Kampf vergießt, gibt man
ins Essen von Leuten, die sich streiten.
Wenn man das Blut vom Hahn mit Honig nimmt
und dies auf dem Feuer erhitzt und den Penis
damit einschmiert, stärkt es die Manneskraft und
die Lust.
Nimmt man vom Fleisch des Hahns und zerreibt
die Samen vom Lebensbaum und Essigbaum,
gehen Bauchschmerzen weg.
Im Bauch vom Hahn sind Steine von der Farbe
der Antilope. Wenn man sie einem Verrückten
umhängt, dann wird er davon befreit. Wenn man
es einem normalen Menschen umhängt, hat er
mehr Lust.
Die Henne möchte im Schreien und Kämpfen wie
ein Hahn werden und dass ihr ein Kamm wie dem
Hahn wächst. Und vielleicht bekommt sie durch
das Wälzen auf der Erde oder vom Südwind Eier
ohne Befruchtung. Aber aus den Eiern entstehen
keine Küken und die Eier schmecken nicht.
Wenn viele Eier in ihrem Bauch entstehen und
der Hahn sie bespringt, auch wenn es nur ein
einziges Mal ist, dann werden die Eier alle gut.
Wenn die Henne auf den Eiern sitzt und das Ge-
witter hört, gehen die Eier unter ihr kaputt. Wenn
dabei Südwind weht, gehen noch mehr kaputt.
Wenn die Henne alt wird, legt sie keine Eier mehr,
und wenn sie Eier legt, entstehen daraus keine
Küken. Wenn sie dick wird, legt sie keine Eier.
Wenn die Teile einer weißen Henne mit viel
Zwiebel und einer Handvoll geschältem Sesam
gekocht werden, bis die Teile zerfallen, isst man
das Fleisch und trinkt die Suppe. Das macht,
dass man mehr Geschlechtsverkehr haben will.
Das andauernde Essen von Küken- und Hähn-
chenfleisch bringt Hämorrhoiden und Gelenk-
schmerzen.
Das Fett vom Hähnchen nimmt man gegen rote
Sommersprossen und gegen Schrunnen am
Fuß, die durch Kälte entstehen. Die Gallenblase
vom Hähnchen entfernt Schmerzen.
Den gegrillten Magen gibt man einem Bettnäs-
ser. Dann geht das weg.
Nimmt man drei Eier, lässt sie drei Tage in Es-
sig und dann trocknen und bestreicht damit die
Haut, geht Schuppenflechte (?) weg.
Wenn man die Eier im Winter in Stroh und im
Sommer in Sägemehl lässt, bleiben sie lange gut
und gehen nicht kaputt.
Wenn man den Kot mit Essig und Wein trinkt, hilft
es gegen Unterleibsschmerzen. Auch hilft dies
gegen Steine im Körper, hat der Arzt Belynias
gesagt.
Übersetzung des Textes aus dem Altarabischen (
A
mal
und
A
dam
H
ölzer
):