Previous Page  106 / 281 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 106 / 281 Next Page
Page Background

M

ittmann

& H

avelka

: Zur Geschichte gefährdeter Nutztierrassen; Kronenkammhühner

105

vorzügliches Fleisch liefern. Sie sind lebhaft und

zutraulich. Die kräftigen Läufe sind schieferblau,

Schnabel und Augen sind dunkel. Die Ohrschei-

ben sind rund und rein weiß, die dünnen Kehl-

lappen rot. Nach der dritten Zacke teilt sich der

Kamm zu einem becherförmigen, kronenartig

gezackten Doppelkamm. Die beiden Kamm-

teile müssen nach hinten geschlossen wirken,

ohne es jedoch zu sein. Die Henne gleicht dem

Hahn. Die Gefiederfarbe ist Schwarz mit grünem

Glanz.“ (Abb. 3a und b).

Bis in die 1950er Jahre wurde dieses boden-

ständige, landestypische Huhn durch das baye-

rische Landwirtschaftsamt mit einer Zuchtprämie

gefördert. Mit der Einstellung dieser Förderung

zu Gunsten batterieverträglicher Hybridhühner

waren dann die anspruchslosen, aber raumlie-

benden Augsburger Hühner dem Konkurrenz-

druck der Höchstleistungshühner nicht mehr

gewachsen. In Deutschland zählen daher die

Augsburger Hühner inzwischen zu den beson-

ders bedrohten Rassen (Rote Liste GEH, Kate-

gorie I = extrem gefährdet).

Noch seltener ist die verzwergte Rasse der Augs­

burger, die Zwerg-Augsburger, deren Anfänge

kaum dokumentiert ist. Die Ursprünge dieser Mi-

niaturhühner mit Kronenkamm reichen ins Jahr

1930. Im Jahr 1958 wurden sie durch

O. K

nöpfler

aus Augsburgern, schwarzen Deutschen Zwerg-

hühnern und schwarzen Zwerg-Italienern erneut

gezüchtet, 1963 in Stuttgart erstmals vorgestellt

und 1975 als eigenständige Rasse anerkannt.

4.2 Die Sizilianer

Wie bei allen wirklich alten Rassen verlieren

sich die Ursprünge der Rasse der Sizilianer im

Dunkel der Geschichte. Ihre Wurzeln reichen

bis in die uralten Gruppen der Hauben- und der

Sprenkelhühner zurück, noch erkennbar an der

ursprünglichen Sprenkelzeichnung und aufgrund

des Gens für die Verdoppelung des Kamms, das

von den Haubenhühnern stammt (Abb. 4). Dis-

kutiert wird auch, dass nordafrikanische Hühner

durch Einkreuzung in sizilianische Landhühner

an der Entstehung beteiligt gewesen sind (

H

ans

Abbildung 3a. Augsburger Kronenkamm-Hühner aus

der Zucht von

G. D

euschle

. – Foto:

P. H

avelka

.

Abbildung 3b. Augsburger Hahn mit einem dem Zucht-

standard entsprechenden Kronenkamm. – Foto:

P. H

a

-

velka

.