
M
ittmann
& H
avelka
: Zur Geschichte gefährdeter Nutztierrassen; Kronenkammhühner
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vorzügliches Fleisch liefern. Sie sind lebhaft und
zutraulich. Die kräftigen Läufe sind schieferblau,
Schnabel und Augen sind dunkel. Die Ohrschei-
ben sind rund und rein weiß, die dünnen Kehl-
lappen rot. Nach der dritten Zacke teilt sich der
Kamm zu einem becherförmigen, kronenartig
gezackten Doppelkamm. Die beiden Kamm-
teile müssen nach hinten geschlossen wirken,
ohne es jedoch zu sein. Die Henne gleicht dem
Hahn. Die Gefiederfarbe ist Schwarz mit grünem
Glanz.“ (Abb. 3a und b).
Bis in die 1950er Jahre wurde dieses boden-
ständige, landestypische Huhn durch das baye-
rische Landwirtschaftsamt mit einer Zuchtprämie
gefördert. Mit der Einstellung dieser Förderung
zu Gunsten batterieverträglicher Hybridhühner
waren dann die anspruchslosen, aber raumlie-
benden Augsburger Hühner dem Konkurrenz-
druck der Höchstleistungshühner nicht mehr
gewachsen. In Deutschland zählen daher die
Augsburger Hühner inzwischen zu den beson-
ders bedrohten Rassen (Rote Liste GEH, Kate-
gorie I = extrem gefährdet).
Noch seltener ist die verzwergte Rasse der Augs
burger, die Zwerg-Augsburger, deren Anfänge
kaum dokumentiert ist. Die Ursprünge dieser Mi-
niaturhühner mit Kronenkamm reichen ins Jahr
1930. Im Jahr 1958 wurden sie durch
O. K
nöpfler
aus Augsburgern, schwarzen Deutschen Zwerg-
hühnern und schwarzen Zwerg-Italienern erneut
gezüchtet, 1963 in Stuttgart erstmals vorgestellt
und 1975 als eigenständige Rasse anerkannt.
4.2 Die Sizilianer
Wie bei allen wirklich alten Rassen verlieren
sich die Ursprünge der Rasse der Sizilianer im
Dunkel der Geschichte. Ihre Wurzeln reichen
bis in die uralten Gruppen der Hauben- und der
Sprenkelhühner zurück, noch erkennbar an der
ursprünglichen Sprenkelzeichnung und aufgrund
des Gens für die Verdoppelung des Kamms, das
von den Haubenhühnern stammt (Abb. 4). Dis-
kutiert wird auch, dass nordafrikanische Hühner
durch Einkreuzung in sizilianische Landhühner
an der Entstehung beteiligt gewesen sind (
H
ans
Abbildung 3a. Augsburger Kronenkamm-Hühner aus
der Zucht von
G. D
euschle
. – Foto:
P. H
avelka
.
Abbildung 3b. Augsburger Hahn mit einem dem Zucht-
standard entsprechenden Kronenkamm. – Foto:
P. H
a
-
velka
.