
M
ittmann
& H
avelka
: Zur Geschichte gefährdeter Nutztierrassen; Kronenkammhühner
131
higkeit unter extremen geographischen und kli-
matischen Verhältnissen sowie unter extensiven
Haltungsbedingungen verloren gehen könnten.
Auch spezielle Qualitätseigenschaften ihrer Pro-
dukte, die denen von Hochleistungsrassen feh-
len können, würden mit dem Allelbestand dieser
seltenen Rassen verloren gehen. Deren Rettung
war bislang allerdings einer ständig sinkenden
Anzahl von Liebhaberzüchtern überlassen wor-
den. Die Erhaltung bedrohter Rassen als gene-
tische Ressourcen für die Zukunft ist vielmehr
eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe gewor-
den. Dazu soll ein ganzes Bündel an Maßnah-
men greifen: Die Verordnung (EWG) Nr. 2078
/ 92 für umweltgerechte und den natürlichen
Lebensraum schützende landwirtschaftliche
Produktionsverfahren schuf erstmals die Mög-
lichkeit, Fördermittel für die Erhaltung vom Aus-
sterben bedrohter Haustierrassen zu gewähren.
In Deutschland wurde dazu 2003 das „Nationale
Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen
Nutzung tiergenetischer Ressourcen“ in Kraft
gesetzt. Im Geflügelbereich soll damit an die
bestehenden Strukturen und Traditionen der
Rassegeflügelzucht angeknüpft werden. Durch
geeignete Maßnahmen wie ideelle Förderung
und Prämierung sollen die Erhaltungszuchtakti-
vitäten der Züchter im Hobbybereich und in der
Klein- und Nebenerwerbslandwirtschaft stimu-
liert und unterstützt werden. Und obwohl aus der
Sicht der kommerziellen Geflügelzucht unmit-
telbar keine Notwendigkeit gesehen wird, nicht
mehr wirtschaftlich genutzte Geflügelrassen aus
dem breiten Spektrum im Hobbybereich in kom-
merzielle Zuchtprogramme einzubeziehen, be-
steht derzeit ein Bedarf zur Züchtung geeigneter
Rassen für neue (alte) Haltungsformen, insbe-
sondere für die Freilandhaltung unter den Be-
dingungen einer ökologischen Landwirtschaft.
Unter diesem Gesichtspunkt haben die Kronen-
kammhühner vielleicht auch eine Chance auf
das Weiterbestehen.
Abbildung 24. Augsburger Hühner aus dem aktuellen deutschen Rassestandard (
B
artl
1989).