Previous Page  22 / 281 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 22 / 281 Next Page
Page Background

R

ietschel

: J

oseph

G

ottlieb

K

oelreuter

,

Botaniker

21

ben zur wissenschaftlichen Erforschung der Ver-

erbung. Den Preis der Holländischen Akademie

gewann dann

K

arl

F

riedrich

von

G

ärtner

(1772-

1850)

, Arzt und Apotheker in Calw, bedeutender

Botaniker seiner Zeit und Sohn jenes

J

oseph

G

ärtner

,

bei dem

K

oelreuter

1762/63 in Calw

gelebt und seine in St. Petersburg begonnenen

Versuche zur Vererbung fortgesetzt hatte.

F.

v

.

G

ärtner

,

der selbst mit Kreuzungen bei Pflanzen

arbeitete

,

hebt in seinem Werk über „Bastard­

erzeugung im Pflanzenreich“ (1849) ausführlich

K

oelreuter

s Verdienste hervor.

K

oelreuter

s For-

schungsergebnisse fanden auch Eingang in die

Arbeiten von

D

arwin

, M

endel

und vielen anderen

.

D

arwin

(1864) selbst hat nach K

oelreuter

s ersten

Untersuchungen die komplizierten Bestäubungs-

verhältnisse des Blutweiderich (

Lythrum salica-

ria

) erfolgreich aufgeklärt und veröffentlicht.

4 Schlussbemerkungen

Den Botanischen Garten, dem

K

oelreuter

in

Karlsruhe vorstand, gibt es in der damaligen Art

nicht

mehr.Er

war ein “hochfürstlicher Lustgarten”

vor und am Schloss, bezog den jetzigen Schloss-

garten und den Fasanengarten mit ein und gehört

heute zur Verwaltung Staatlicher Schlösser und

Gärten. Noch zu

K

oelreuter

s Lebzeiten über-

nahm

1785 C

arl

C

hristian

G

melin

(1762 -1837)

das Amt des Direktors des Botanischen Gartens.

Im Lauf des 19. Jahrhunderts wurde dieser Gar-

ten 1808 nach Plänen von

F

riedrich

W

einbrenner

im englischen Stil und ab 1854 nach Plänen von

H

einrich

H

übsch

umgestaltet. Heute ist er eine

beliebte, schmucke Gartenanlage zwischen dem

westlichem Schlossflügel und dem Bundesver-

fassungsgericht.

Das Andenken an

K

oelreuter

wird außerdem im

wesentlich jüngeren Botanischen Garten der Uni-

versität (KIT) Karlsruhe mit einem Gedenkstein

bewahrt. Dort steht auch ein schönes Exemplar

der aus Ostasien stammenden Blasenesche, je-

nes Baumes, dem 1772 der finnisch-russische

Botaniker

E

rich

G

ustavovitch

L

axmann

(1737-

1796) zu Ehren des Karlsruher Botanikers den

wissenschaftlichen Namen

Koelreuteria panicu-

lata

gab.

K

oelreuter

war aber nicht nur ein bedeutender

Pionier botanischer Forschung. Für Karlsruhe

beginnt mit ihm die Tradition wissenschaftlicher

Botanik, die dann von den Direktoren des Bo-

tanischen Gartens

C

arl

C

hristian

G

melin

,

A

le

-

xander

B

raun

(1805-1877) und

M

oritz

S

eubert

(1818-1878) fortgeführt wird, die alle zugleich Di-

rektoren des Naturalienkabinetts – des heutigen

Karlsruher Naturkundemuseums – waren.

Das universelle naturwissenschaftliche Denken

K

oelreuter

s wird in vielen seiner Schriften deut-

lich, wofür unter anderem einer seiner oft philo-

sophisch anmutenden Sätze steht:

„ . . . dass die grösste anscheinende unordnung

und vermengung aller wesen untereinander in

der that die grösste ordnung ist.“

(1775: 66).

Dank

Das Foto Abbildung 1 wurde, zusammen mit einer An-

sicht von

K

oelreuter

s Geburtshaus, zuerst von

P. N

ick

(2008) kleinformatig im Internet abgebildet. Der Verfas-

ser dankt Frau

R

enate

H

erberger

-B

iester

und Prof. Dr.

P

eter

N

ick

– beide Botanik I des KIT – sowie Prof. Dr.

N

orbert

L

eist

für ihre Unterstützung bei seiner Suche

nach der Herkunft des Porträts. Besonderer Dank gilt

Herrn

P

aul

T. M

üller

,

dem Stadtarchivar von Sulz a. N.

Er ermöglichte, dass die gerahmte und verglaste Foto-

grafie in guter Qualität von

V

olker

G

riener

(SMNK) in

Karlsruhe für die Carolinea reproduziert werden konnte.

Literatur

B

ehrens

, J.

(1894): Joseph Gottlieb Koelreuter. Ein

Karlsruher Botaniker des achtzehnten Jahrhunderts.

– Verh. Naturwiss. Verein Karlsruhe

11

: 268-320,

1 Abb.; Karlsruhe.

E

rhard

, M.

(2009): Sexualität bei Pflanzen sorgt für

Vielfalt. – BNN, 2009/91; Karlsruhe.

G

ärtner

, K. F.

v

.

(1849): Versuche und Beobachtungen

über die Bastarderzeugung im Pflanzenreich. – 815

S.; Stuttgart (Hering).

K

oelrevter

, J

osephvs

T

heophilvs

(1756): Dissertatio

inavgvralis medica de insectis coleopteris, nec non

de plantis qvibvsdam rarioribvs (cvm ic.). – 48 S., 1

Taf.; Tvbingae – [Bayer. Staatsbibl., online, 4° Diss.

3340/19, digital:

www.mbz-nbn-resolving.de/urn/re- solver.pl?urn=urn

:nbn:de:bvb:12-bsb10961695-8]

K

oelrevter

, I.T. (1763):

Piscivm rariorvm e mvseo

Petropolitano excerptorvm descriptiones. – Novi

commentarii Academiae Scientarvm Imperialis

Petropolitanae

8

, 404-430, Taf. 14; Petropolitano. –

[GVK,

gbv.de

,

gdz.sub.uni-goettingen.de/dms/load/

img/?PPN=PPN485771578]

K

ölreuter

, J.,G.

(1775): Nachricht von einer schwarz-

braunen Wanze die sich die roth-tannenzapfen zu

ihrem winterlager erwählt, und gegen diese jahres-

zeit den creuzvögeln zur täglichen speise dient. –

Commentationes Academiae electoralis scientiarum

et elegantiorum literarum Theodoro–Palatinae, III,

Physicum: 62-68, Taf. 1 Fig. X; Mannhem.

L

axmann

, E.,G.

(1772, “1771”):

Koelreuteria panicula-

ta

Novum Plantarum Genus. – Novi Commentarii

Akademiae Scientiarvm Imperialis Petropolitano

16

,

561-564; Petropoli.