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Carolinea 71

(2013)

cken, die dem Teebaumöl für 30 oder 60 Minuten

ausgesetzt waren, reagierten nicht auf das Öl.

Erst nach 90 Minuten konnte eine Verringerung

der Überlebensrate festgestellt werden, aber kei-

ne abweisende Wirkung.

Citridiol, gewonnen aus dem Zitroneneukalyptus

(

Corymbia citriodora

), zeigt eine schützende Wir-

kung. Der durchschnittliche Befall reduziert sich

nach der Anwendung des Repellents von 1,5 auf

0,5 Zecken pro Proband (

G

ardulf

et al. 2004). In

Kombination mit anderen natürlichen Ölen kann

Citridiol 100 % abweisend gegen Zecken sein

(

J

aenson

et al. 2006). MyggA Natural (Bioglan,

Lund, Sweden) ist ein im Handel erhältliches Re-

pellent gegen Arthropoden. Es besteht zu 30 %

aus Citridiol; Öle des Echten Lavendels (

Lavan-

dula angustifolia

) und der Zitronengeranie (

Pelar-

gonium graveolens

) sind in geringeren Anteilen

enthalten. Auf Kleidung konnte die abweisende

Wirkung auch im Freiland festgestellt werden

(

G

arboui

et al. 2006). Eugenol, gewonnen aus

Basilikum (

Ocimum basilicum

), zeigt bei

Ixodes

ricinus

die gleiche zeckenabweisende Wirkung

wie DEET (

D

el

F

abbro

&

N

azzi

2008).

In einer Studie aus Schweden wurden Inhalts-

stoffe aus verschiedenen Pflanzen (

Corymbia

citriodora

,

Lavandula angustifolia

,

Pelargonium

graveolens

,

Hyptis suaveolens

,

Salvadora per-

sica

,

Pistacia atlantica

,

Juniperus phoenicea

)

positiv auf ihre zeckenabweisende Wirkung ge-

testet (

G

arboui

2008). Die wirksamen Bestand-

teile waren u. a.

α

-Pinen,

β

-Pinen, Sabinen,

Myrcen,

α

-Phellandren,

β

-Phellandren, 4-Caren,

γ

-Terpinen,

β

-Caryophyllen und Humulen. Von all

diesen Pflanzenbestandteilen ist bekannt, dass

sie auch eine insektenabweisende Wirkung ha-

ben.

4 Bekämpfung von Zecken und zecken-

übertragenen Krankheiten

Zeckenübertragene Krankheiten sind schwer zu

kontrollieren (

P

iesman

&

E

isen

2008). Abbildung

12 zeigt in einem Diagramm mögliche Strategien

zur Kontrolle von zeckenübertragenen Krank-

heiten. Die meisten haben wir bereits diskutiert.

Im folgenden Abschnitt konzentrieren wir uns

insbesondere auf Impfstoffe zur Zeckenkontrolle

sowie ökologisch vertretbare Kontrollmethoden.

Eine Impfung des Menschen gegen FSME hat

sich als wirksam erwiesen und bietet somit

Schutz in FSME-Risikogebieten (

L

oew

-B

aselli

et al. 2006). Im Fall von

Borrelia burgdorferi

s.s.

gibt es mehr Schwierigkeiten. Aufgrund von zu-

rückgehenden Verkaufszahlen und Angst vor

Nebenwirkungen wurde ein in Nordamerika ent-

wickelter Impfstoff gegen Borreliose bereits nach

drei Jahren wieder vom Markt genommen (

N

i

-

grovic

&

T

hompson

2007). Allerdings wird an neu-

en, verbesserten Impfstoffen gearbeitet (

B

rown

et al. 2005). Im Gegensatz dazu gib es keine

wirksame Impfung gegen

Borrelia burgdorferi

s.l., also keine, die gegen alle in Mitteleuropa

vorkommenden

Borrelia

-Arten wirkt.

In Baden-Württemberg ist die Situation bezüg-

lich der Zeckenkontrolle besonders schwierig.

Sowohl

Ixodes ricinus

als auch

Dermacentor-

Arten haben ein weites Wirtsspektrum, bei dem

verschiedene Wirtsarten als Reservoirwirte für

Borrelia

spp. und FSME fungieren. Viele dieser

Wildtiere wie der Igel sind durch das Gesetz ge-

schützt. Bei anderen handelt es sich um weitver-

breitete Arten wie die Rötelmaus, was deren län-

gerfristige Kontrolle fast unmöglich macht. Auch

die Zeckenart

Ixodes ricinus

kommt in fast allen

Habitaten in Baden-Württemberg vor: inWäldern,

an Waldrändern, in Gebieten mit Sträuchern und

niedriger Vegetation und in Streuobstwiesen so-

wie in ländlichen, periurbanen und urbanen Ge-

bieten. Außerdem können

Ixodes-

Arten schnell

durch Vögel aus durchseuchten Biotopen in nicht

infizierte Gebiete eingeschleppt werden (

S

cott

et al. 2008).

Jede größere Kontrollmaßnahme müsste große

Gebiete abdecken, wodurch eventuell andere

Tierarten negativ beeinflusst würden. Jegliche

Kontrolle würde nur kurzfristig funktionieren, da

die Wirte in den entsprechenden Gebieten prä-

sent blieben oder in benachbarte Gebiete ab-

wanderten und die Zecken dorthin mitnähmen.

Auch die langfristige lokale Ausrottung eines

Wirtes wäre mit ständigen Kosten für die Be-

kämpfungsmittel verbunden. Zusätzlich würde

die Anwendung von Mitteln zur Bekämpfung von

Milben und Zecken (Akarizide) in großem Maß-

stab eine verheerende Auswirkung auf die lokale

Fauna haben, da Akarizide nicht spezifisch auf

Zecken wirken, sondern auch nützliche bzw. ge-

schützte Arthropodenarten dezimieren (

A

shley

et al. 2006). Eine lokale Anwendung von Aka-

riziden in Gärten kann jedoch erfolgreich sein

(

P

iesman

&

E

isen

2008). Auch das Entfernen von

Sträuchern und Unterholz, potenzielle Habitate

für Nagetiere, kann sich positiv auswirken. Ein

solcher Aufwand lohnt sich normalerweise jedoch

nur kurzfristig und muss ständig wiederholt wer-

den. In dem bereits erwähnten Garten in Rastatt