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P

etney

at al.: Zecken und zeckenübertragene Krankheiten in Baden-Württemberg

83

und

Theileria separata

von Schafen), aber auch

für das hämorrhagische Krim-Kongo-Fieber des

Menschen (siehe

W

alker

et al. 2000).

Wir konnten keine Studie finden, in der unter-

sucht wurde, ob sich Diabetes, Geschlecht oder

Alter des Menschen auf die Wahrscheinlichkeit,

von einer Zecke gebissen zu werden, auswirkt.

Dies ist ein Bereich, der näherer Untersuchung

bedarf. Es gibt eine Studie aus Deutschland,

die zeigt, dass mehr weibliche mit

Borrelia burg-

dorferi

s.l. infizierte Zecken auf Menschen gefun-

den werden, als in Anbetracht der Zeckenpräva-

lenz in natürlichen Gebieten erwartet worden ist

(

F

aulde

&

R

obbins

2008). Die Autoren gehen da-

von aus, dass infizierte Zecken ihre Wirte schnel-

ler finden.

3.7.4 Vorsichtsmaßnahmen

Um einen Befall mit Zecken zu vermeiden, wird

vor allem zur Meidung bekannter Vektorhabitate

geraten. Das Tragen langärmliger Oberteile und

langer Hosen wird empfohlen, um das Vordrin-

gen von Zecken zur Haut zu verhindern. Zwar

sind Zecken auf heller Kleidung leichter zu ent-

decken (

K

ahl

1996), jedoch hat eine Studie aus

Schweden ergeben, dass Nymphen von

Ixodes

ricinus

Menschen mit heller Kleidung bevorzu-

gen (

S

tjernberg

&

B

erglund

2005). Dazu muss­

ten mehrere Probanden abwechselnd in heller

und in dunkler Kleidung identischer Fabrikate

durch ein zeckeninfiziertes Gebiet laufen. Dabei

wurden 62 % der Zecken auf der hellen Kleidung

gefunden und nur 38 % auf der dunklen.

Zur Befallsprävention gehören auch die Nutzung

von Textil- und Körperrepellents, also abschre-

ckenden Mitteln, und ein Körpercheck spätestens

zwei Stunden nach Begehung eines fraglichen

Gebietes (

E

strada

-P

eña

&

J

ongejan

1999,

F

aulde

&

H

offmann

2001). Die Entfernung einer Zecke

in den ersten 24 – 32 Stunden nach erfolgtem

Ansitz reduziert die Übertragungswahrschein-

lichkeit z.B. von Borreliose. Bei vorliegendem

Babesiose- bzw. FSME-Riskio sollte die Entfer-

nung bereits nach zwei Stunden, besser nach 30

Minuten erfolgen (

F

aulde

&

H

offmann

2001).

3.7.5 Repellents

In der Literatur werden verschiedene synthetische

und biologische Stoffe zur Abwehr von Zecken

beschrieben, die meist auch im Handel erhältlich

sind. Zu den synthetischen Stoffen gehören u.a.

Permethrin und Diethyltoluamid (DEET).

Permethrin ist ein Insektizid/Akarizid, das als

Textilrepellent verwendet wird.

F

aulde

et al.

(2008) haben die Wirkung von Permethrin-imprä-

gnierten Kampfuniformen der Bundeswehr auf

Ixodes-ricinus

-Zecken getestet. Die imprägnierte

Kleidung gewährte einen Schutz vor Zecken von

95,5 %. 65 %iges Permethrin wird auch als Ze-

ckenschutz für Hunde verwendet. Bei behandel-

ten Hunden ist das Risiko einer Zeckeninfektion

in der ersten Woche nach Anwendung zu 90 %

reduziert, nach sechs Wochen noch zu 48 %

(

E

ndris

et al. 2000).

DEET ist in einigen im Handel erhältlichen

Fertigpräparaten enthalten, die auf die Haut

aufgetragen werden und gegen den Befall mit

verschiedenen Arthropoden (Gliederfüßern)

schützen sollen. Durch die Verwendung eines auf

die Haut aufzutragenden Fertigpräparates mit

den Inhaltsstoffen DEET und EBAAP (Ethylbu-

tylacetylaminopropionat) kann das Risiko eines

Zeckenstichs erheblich gesenkt werden (

S

taub

et al. 2002). Erwachsene dürfen DEET in einer

Konzentration von 30 % verwenden, bei Kindern

sollten Mittel mit einem Wirkstoffanteil von über

7,5 % allerdings vermieden werden; außerdem

sollten nur maximal 20 % der Hautoberfläche

behandelt werden. Schwangeren und Stillenden

wird die Anwendung nicht empfohlen (

F

aulde

&

H

offmann

2001). Bei Kombination von DEET-hal-

tigen Mitteln und Permethrin-imprägnierter Klei-

dung wird ein erheblich größerer Effekt erzielt als

bei alleiniger Anwendung von DEET (

F

aulde

&

H

offmann

2001).

Zu den biologischen Stoffen gehören u.a. Do-

dekansäuren, Mönchspfeffer, Teebaumöl, Zitro-

neneukalyptus und Basilikum. Dodekansäuren

sind natürlich vorkommende Carbonsäuren,

die z.B. in Kokosöl oder Palmkernöl vorhanden

sind.

S

chwantes

et al. (2008) haben sieben ver-

schiedenen Säuren auf ihre Wirksamkeit als Ze-

ckenrepellent (

Ixodes ricinus

) getestet. Alle sie-

ben zeigten eine schützende Wirkung zwischen

81,4 % und 100 %.

M

ehlhorn

et al. (2005) untersuchten über 70

Pflanzenextrakte auf ihre Wirksamkeit als Repel-

lent gegen Zecken. Dabei kam heraus, dass ein

Extrakt aus den Samen desMönchspfeffers (

Vitex

agnus castus

) abweisend auf

Ixodes ricinus

und

Rhipicephalus sanguineus

wirkt. Die Dauer der

Wirksamkeit beträgt mindestens sechs Stunden.

Auch das Öl des Teebaumes (

Melaleuca interni-

folia

) wurde in unterschiedlichen Konzentrationen

auf seine abweisende Wirkung gegen Nymphen

von

Ixodes ricinus

getestet (

I

ori

et al. 2005). Ze-