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Carolinea 71
(2013)
wöhnt und daran angepasst. Die von den Pflan-
zen gebildeten Brutkörper werden verschwemmt
und können im Schlick die Zeit der Hochwässer
überdauern, um bei Niedrigwasser wieder neue
Pflanzen zu bilden.
Künstlich: Seit dem Bau des Rheinkanals und
des Wasserkraftwerkes wird der Wasserstand im
Altrhein durch einWehr künstlich reguliert. ImWe-
sentlichen hat man sich dabei an den natürlichen
Wasserständen oder aber nach den Bedürfnis-
sen der Schifffahrt und Wasserkraft orientiert. Es
gibt Auflagen mit Mindestwassermengen, deren
Volumina vor kurzem neu ausgehandelt wurden,
als die Konzession der EDF (Kraftwerkseignerin
Electricité de France) ausgelaufen war.
Im April 2010 gab es über 10 Wuchsstellen von
Philonotis marchica
, einige davon recht umfang-
reich. Durch den höheren Wasserstand 2011
waren diese Flächen überschwemmt, und das
Moos konnte nur an 4 Stellen entdeckt werden.
So niedrige Wasserstände, wie sie im April 2010
angetroffen wurden, wird es in Zukunft nicht mehr
geben. Während bisher die Mindestwassermen-
ge zwischen 20-30 m³/s betrug, liegt dieser Wert
jetzt zwischen 53-150 m³/s. Dies ist ein Kom-
promiss: Die Umweltverbände (vor allem WWF
Basel) haben zur Förderung der Wiederansiede-
lung des Lachses im Rhein sogar 80-100 m³/s
als niedrigsten Wert gefordert (Badische Zeitung
2009).
Bei der Begehung im November 2011 zeigte
das Messgerät am Wehr exakt 53 m³/s. Der an
diesem Tag angetroffene Wasserstand war der
niedrigste, der in Zukunft noch zugelassen wird.
Damit fallen viele der Wuchsstellen von
Philono-
tis marchica
, die noch bei der Begehung 2010
gefunden wurden, weg. Die Art muss sich nun
auf einem höheren Felsniveau wieder etablieren,
um sich an der Stelle weiterhin zu behaupten.
Standort
Philonotis marchica
wächst auf den Isteiner
Schwellen an solchen Stellen, wo sich in Vertie-
fungen im Kalkfels etwas Schlick ablagern konnte
und die während des Winterniedrigwassers aus
dem Wasser herausragen. Bei der Begehung
2010 wurden sehr flache, ungeschützte Wuchs-
stellen angetroffen, die nur wenige Zentimeter
aus dem Wasser herausragten (Aufnahme 1 und
2, Tab. 1 und Abb. 3). 2011 waren die Wuchs-
stellen deutlich höher über der Wasserlinie (Auf-
nahmen 3-6, Tab. 1), und immer war in Richtung
des anströmenden Wassers ein Schutz in Form
eines kleinen Gebüsches oder Felsvorsprungs
Abbildung 3. Vergesellschaftung von
Philonotis marchica
. Zustand nach langer Periode Niedrigwasser am 20.04.2010.