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Carolinea 71
(2013)
Bryum gemmiparum
, eine wärmeliebende Art,
die in mediterranen Gebieten häufig in und an
Bächen zu finden ist. In Deutschland kommt das
Moos nahezu ausschließlich an wenigen Stel-
len des Hoch- und Oberrheins vor. Die Isteiner
Schwellen sind dabei vermutlich das größte Vor-
kommen.
Synsoziologie
Die Synsoziologie geht der Frage nach, ob sich
die angetroffene Vergesellschaftung eventuell
in bekannte Pflanzengesellschaften einreihen
lässt, bzw. welche bekannten Gesellschaften der
angetroffenen nahe stehen oder zumindest Teile
davon enthalten.
P
hilippi
(1956) hat im Verband Cinclidotion fon-
tinaloidis Wassermoosgesellschaften basen-
reicher Flüsse und Bäche zusammengefasst, die
über Monate trocken fallen.
Bryum gemmiparum
und
Didymodon nicholsonii
, zwei Arten, die in
den Aufnahmen bei Istein vorkommen, gelten in
dem noch heute gültigen Verband (
M
arstaller
2006) als Verbandskennarten. Innerhalb dieses
Verbandes kommt die Kernassoziation, das Cin-
clidotetum fontinaloidis Gams ex
v
. H
übschm
.
1953, der bei Istein angetroffenen Verhältnisse
am nächsten.
M
arstaller
(2006) bezieht das Fis-
sidenti crassipedis-Cinclidotetum riparii
A
ll
. ex
v
. H
übschmann
1967 mit in die Assoziation ein,
da
Cinclidotus fontinaloides
und
C. riparius
meist
zusammen vorkommen, was in etwa auch in den
Aufnahmen mit
Philonotis marchica
anklingt.
Wenn man aber die Gefäßpflanzen mit berück-
sichtigt, dann weisen
Poa annua
und
Sagina
procumbens
in eine ganz andere Richtung,
nämlich zu den Trittrasengesellschaften aus der
Klasse Plantaginetea majoris
T
x
. et
P
rsg
. 1950
em. Oberd. et al. 1967. In diese Klasse gehören
Gesellschaften auf viel begangenen Wegen,
die andauernden Störungen unterworfen sind
und daher den Standort laufend neu besiedeln
müssen. Die extremste dieser Gesellschaften ist
das Bryo-Saginetum procumbentis
D
iem
.,
S
iss
. &
W
esth
. 1940 n. inv.
O
berd
., eine artenarme Pi-
oniergesellschaft vor allem in Pflasterritzen, für
die neben wenigen Phanerogamen wie
Sagina
procumbens
und
Poa annua
vor allem Moose
wie
Bryum argenteum
und andere
Bryum
-Arten
charakteristisch sind (
O
berdorfer
1993). Die Be-
dingungen auf den Isteiner Schwellen sind ganz
ähnlich den Pflasterritzen: Bei vielen Hochwäs-
sern können nur wenige Pflanzen im Schutz von
kleinen Felsritzen überdauern. Wenn das Hoch-
wasser dann eine längere Zeit ausbleibt, kann
Abbildung 4. Isteiner Schwellen am 19.11.2011, ein Zeitpunkt mit einem Rekord-Niedrigwasser des Rheins. Bei
Istein fließt im Altrhein jedoch doppelt so viel Wasser wie im April 2010 (neu festgelegte Mindestwassermenge).