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Carolinea 71

(2013): 165-171, 1 Abb.; Karlsruhe, 16.12.2013

165

Akzeptanzmanagement bei der Ausweisung

neuer Naturschutzgebiete

C

arina

B

urmeister

, C

hristoph

A

ly

& A

lexander

Z

ink

Kurzfassung

Trotz des steigenden Bedürfnisses nach unberührter

und geschützter Natur in unserer Gesellschaft wird

die Unterschutzstellung eines Gebiets meist von vie-

len Konflikten mit der betroffenen Bevölkerung be-

gleitet und dadurch erschwert. Daher ist ein erfolg-

reiches Akzeptanzmanagement unumgänglich, damit

die Betroffenen die Schutzmaßnahmen als sinnvoll

und positiv erachten. Der folgende Artikel stellt eine

mögliche Vorgehensweise bei der Ausweisung neuer

Naturschutzgebiete vor, welche im Wesentlichen auf

Kommunikation und Beteiligungsmöglichkeiten basiert

und besonderen Wert auf einen echten Dialog zwi-

schen allen Beteiligten legt. Ein Kontakt auf Augen-

höhe ermöglicht es, die Interessen der Betroffenen zu

berücksichtigen; durch Einzelgespräche und die Arbeit

in Kleingruppen kann eine gestärkte Vertrauensbasis

erzeugt werden. Öffentliche Gebietsbegehungen mit

einem Fachmann stellen einen geeigneten Rahmen

dar, um auf zwischenmenschlicher Basis Konflikte

auszuräumen, auf Emotionen einzugehen und somit

die Akzeptanz für Naturschutzmaßnahmen zu stei-

gern. Der Erfolg dieser Verfahrensweise kann durch

mehrere Beispiele aus dem Regierungsbezirk Karls-

ruhe belegt werden.

Abstract

Acceptance management in the context of desig-

nation of new nature conservation areas

During the last years the awareness for an intact and

protected environment increased in Germany. How-

ever, the conservation of an area is usually accompa-

nied by conflicts with the local community. Therefore, a

successful acceptance management is crucial so that

the affected people can see the benefit of conservation

measures. The following article shows a possible ap-

proach for the designation of new nature conservation

areas. Main aspects of this approach are communica-

tion, empowerment of the local residents and a dialog

between all participants at eye level. Personal contact

allows to take the interests of affected people into con-

sideration. In particular, one-to-one conversations and

communication within small groups conduce towards a

strengthened foundation of trust. On-site visits guided

by specialists make it possible to deal with questions

and conflicts immediately after they arise and this leads

to an increased acceptance for conservation measures.

The success of this approach is supported by several

examples within the administrative region of Karlsruhe,

Germany.

Autoren*

C

arina

B

urmeister

, Bühlstr. 24/1, 74211 Leingarten, Tel.:

01577-8941868, E-Mail:

carina.burmeister@gmx.de

;

Dr.

C

hristoph

A

ly

,

A

lexander

Z

ink

,

Regierungspräsidi-

um Karlsruhe, Referat 55 – Naturschutz, Recht, 76247

Karlsruhe, Tel.: 0721-926-4362, E-Mail: christoph.aly@

rpk.bwl.de;

E-Mail: alexander.zink@

rpk.bwl.de.

1 Einleitung

In Deutschland ist der Wunsch der Bevölkerung

nach Schutz von Natur und Landschaft größer

denn je, wie eine aktuelle Studie des Umwelt-

bundesamts und Bundesumweltministeriums

aus dem Jahre 2012 zeigt: Für die Bevölkerung

kommt der Naturschutz auf Platz 2 der wich-

tigsten politischen Aufgaben; 35% sehen die-

sen Bereich als eines der wichtigsten Probleme

(

BMU

2012). Trotzdem bergen die Realisierung

und Durchführung entsprechender Schutzmaß-

nahmen häufig ein großes Konfliktpotential, so

dass diese nicht immer erfolgreich zu einer Lö-

sung kommen (

W

iersbinski

1998,

BMU

2012).

Es wird deutlich, dass der Wunsch nach Na-

turschutzmaßnahmen alleine nicht ausreicht,

um diese auch zu verwirklichen; Akzeptanz

für solche Maßnahmen kann durch fundierte

Fachkenntnisse allein nicht erreicht werden

(

S

chulte

2001). Meist sind Akzeptanzprobleme

durch Konflikte mit der örtlichen Bevölkerung

begründet, denn die Natur wird von verschie-

denen Gruppen unterschiedlich genutzt (

F

eige

et al. 1996). Auch unterschiedliche Ansichten

(bspw. zu Schutzwürdigkeit, Bedarf an Maßnah-

men) stellen einen großen Problembereich dar

(

S

chenk

1999). So bedeuten Naturschutz und die

*

C. B

urmeister

war Praktikantin im Referat 55 – Naturschutz,

Recht – des Regierungspräsidiums Karlsruhe. A.

Z

ink

ist Lei­

ter und

C. A

ly

ist stellvertretender Leiter dieses Referats. Der

Aufsatz gibt die persönliche Meinung der Verfasser wieder.