
P
etney
at al.: Zecken und zeckenübertragene Krankheiten in Baden-Württemberg
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denen wirts- sowie vektorbedingten Parametern
abhängt (
R
osa
et al. 2003, Tab 3). Dazu gehö-
ren die Populationsdichte der Zecken und deren
Infektionsrate (Larven, Nymphen, Adultstadien),
die Populationsdichte der Wirte und deren In-
fektionsrate, die Empfänglichkeit der wichtigsten
Wirtspezies und der Immunstatus der Wirtsindi-
viduen.
Diese Parameter können dazu verwendet wer-
den, mathematische Modelle der Dynamik von
zeckenübertragenen Krankheiten zu entwickeln.
Eines der Ziele solcher Modelle ist, die grundle-
gende Reproduktionsrate (R
0
) – d.h. die Anzahl
neuer Infektionen, die von einer einzigen Infekti-
on ausgehen – zu berechnen. Dies ist ein Para-
meter, der Informationen darüber liefert, ob eine
Krankheit sich ausbreitet (R
0
> 1), konstant ver-
läuft (R
0
= 1) oder wieder verschwindet (R
0
< 1)
(
A
nderson
&
M
ay
1991). Was passiert mit R
0
,
wenn die geeigneten Wirte z.B. durch günstige
klimatische Bedingungen (mehr Nahrung) eine
höhere Geburtenrate haben?
Eine in diesem Zusammenhang gut untersuchte
Zecke ist
Ixodes scapularis
(Abb. 4).
Ixodes
scapularis
ist eine der häufigsten Zeckenarten in
den östlichen USA und Kanada und eng mit der
europäischen Zecke
Ixodes ricinus
verwandt. Sie
fungiert als Vektor für
Borrelia burgdorferi
sensu
stricto
(s.s.), der wichtigsten humanpathogenen
Borrelia-
Art in Nordamerika (
S
pielman
et al. 1985).
Außerdem ist sie eine der bestuntersuchten Ze-
ckenarten weltweit, die viel Aufmerksamkeit auf
sich gezogen hat, seit sie als Lyme-Borreliose-
Vektor bekannt wurde. Eine Arbeitsgruppe be-
schäftigt sich mit der Epidemiologie dieser Art,
Wirte und
Borrelia burgdorferi
s.s. mit einbezo-
gen, seit Mitte der 1990er-Jahre (
O
stfeld
et al.
1996, 2001, 2006).
Aus einer Studie von
B
rownstein
et al. (2003)
geht hervor, dass sich die Verbreitung von
Ixodes
scapularis
, basierend auf Höchst-, Tiefst-, Durch-
schnittstemperaturen und Luftfeuchtigkeit, zu
95 % vorhersagen lässt. Allerdings kann dieses
Modell nicht im großen Maßstab angewendet
werden, da es zu wenig Gebiete gibt, über die
ausreichend Informationen über die betreffenden
Parameter vorhanden sind. Letztlich konnten die
Autoren mithilfe existierender klimatischer Da-
Abbildung 3. Männchen und Weibchen der Gattung
Dermacentor
. – Foto: G.
B
ohne
.
Abbildung 4.Weibchen der nordamerikanischen Hirsch
zecke
Ixodes scapularis
. – Foto: J.
G
athany
.