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Carolinea 71
(2013)
Fledermäuse:
2007 wurden neun (
D
euschle
2008), 2011 vier Arten nachgewiesen (Tab. 3).
Auch hier sind die Unterschiede auf die Zeit-
spanne und Intensität der jeweiligen Dokumen-
tation zurück zu führen. So konnten 2007 auch
Arten erfasst werden, die das Gebiet lediglich
durchwandern (Rauhautfledermaus
Pipistrellus
nathusii
, Großer Abendsegler
Nyctalus noctula
)
und relativ selten bzw. nur zu bestimmten Jah-
reszeiten anzutreffen sind. Wir gehen davon aus,
dass die 2007 nachgewiesenen Arten nach wie
vor im Gebiet vorkommen.
Die Unterscheidung von Braunem und Grauem
Langohr (
Plecotus auritus, P. austriacus
) und
von Großer und Kleiner Bartfledermaus (
Myotis
brandtii, M. mystacinus
) ist mittels Lautanalyse
noch nicht möglich. Da die Große Bartfleder-
maus stärker an feuchte Wälder mit Gewässern
gebunden ist und die Kleine Bartfledermaus die
im Gebiet vorkommende, halboffene Landschaft
mit einzelnen Gehölzbeständen sowie Hecken,
Gärten und Siedlungsrändern bevorzugt, ist da-
von auszugehen, dass hier die Nachweise der
Kleinen Bartfledermaus zuzuordnen sind.
Heuschrecken:
Unerwartet war der Nachweis
eines individuenreichen Vorkommens (rund 100
Individuen) der stark gefährdeten Sumpfschre-
cke (
Stethophyma grossum
), die eigentlich an
feuchtere Biotope gebunden ist. Die Artenliste
zeigt ein reichhaltiges Inventar auf (Tab. 4), wobei
allerdings das sehr vereinzelte Vorkommen der
Feldgrille
(Gryllus campestris)
auf die zu dichte
Wiesenstruktur hinweist.
Tagfalter und Widderchen
: Im Untersuchungs-
gebiet konnten aktuell 17 Tagfalter-Arten nach-
gewiesen werden, darunter mit dem Kleinen
Feuerfalter (
Lycaena phlaeas
), dem Braunen
Feuerfalter (
Lycaena tityrus
) und dem Kurz-
schwänzigen Bläuling (
Cupido argiades
) drei
Arten der Roten Liste Baden-Württembergs
(Tab. 5). Die Individuendichte war eher gering.
Dies führen wir auf die späte oder gar nicht mehr
stattfindende Mahd und die daraus resultierende
Vergrasung und Armut an niedrig wachsenden
Leguminosen zurück.
Xylobionte Käfer:
Das Untersuchungsgebiet
rückte 2009 in den Mittelpunkt naturschutzfach-
licher Aufmerksamkeit, als im Rahmen der Pla-
nung eines Baugebiets der streng geschützte
und vom Aussterben bedrohte Körnerbock (
Me-
gopis scabricornis
) in alten Apfelbäumen nach-
gewiesen werden konnte. Ein so weit östliches
Vorkommen dieser extrem seltenen Art war der
Fachwelt nicht bekannt gewesen. Es lag daher
nahe, das Gebiet genauer nach xylobionten Kä-
ferarten zu untersuchen.
Insgesamt wurden 22 xylobionte Käferarten
entdeckt, 14 davon sind streng oder besonders
geschützt (Tab. 6). Es handelt sich hier um ein
Tabelle 1. „Streuobstwiesen Kleingemünd“: Flächenan-
teile Biotoptypen.
Biotop-
typ
1
Bezeichnung
RL
BW
2
[ha]
21.60 Rohboden
-
0,032
23.40 Trockenmauer
3 0,003
33.41 Fettwiese mittlerer Stand-
orte (ruderalisiert)
V
0,358
33.41 Fettwiese mittlerer Stand-
orte
V
11,188
33.43 Magerwiese mittlerer
Standorte
3
1,576
35.31 Brennnessel-Bestand
-
0,055
35.36 Staudenknöterich-Be-
stand
-
0,003
35.64 grasreiche ausdauernde
Ruderalvegetation
-
0,014
41.10 Feldgehölz
V 0,476
41.22 Feldhecke mittlerer
Standorte
3
0,244
42.20 Gebüsch mittlerer Stand-
orte
-
0,081
42.31 Grauweiden-Feuchtge-
büsch
V
0,007
43.11 Brombeer-Gestrüpp
-
0,711
43.13 Kratzbeer-Gestrüpp
-
0,007
45.12 Baumreihe
-
0,076
45.20 Baumgruppe
-
0,263
56.11 Hainbuchen-Trauben
eichen-Wald
V
0,309
60.10 von Bauwerken bestan-
dene Fläche
-
0,003
60.21 völlig versiegelte Fläche
-
0,005
60.23 Schotterweg
-
0,045
60.24 unbefestigter Weg
-
0,025
60.25 Grasweg
V 0,368
60.41 Lagerfläche
-
0,021
60.61 Nutzgarten
-
0,019
60.63 Mischtyp aus Nutz- und
Ziergarten
-
0,526
1
Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg
2001
2
Angaben zur Gefährdung der Biotoptypen nach
B
reu
-
nig
2002;
es bedeutet: 3 = gefährdet, V = Vorwarnliste