
P
etney
at al.: Zecken und zeckenübertragene Krankheiten in Baden-Württemberg
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sind viele andere Parameter wie Wirtsdichte und
der Wirtstyp meist unbekannt, sodass eine quan-
titative Auswertung dieser Modelle in Mitteleuro-
pa bisher nicht möglich war.
3.4 Zecken-Wirt-Interaktionen
3.4.1 Wirtswahl
Ixodes ricinus
parasitiert an den meisten, wenn
nicht gar an allen in Deutschland vorkommenden
Säugetier-, Vogel- sowie Reptilienarten (
P
etney
et al. 2012). Bevorzugte Wirte der Nymphen und
Larven sind
Apodemus flavicollis
(Gelbhalsmaus,
Abb.7),
Apodemus sylvaticus
(Waldmaus),
Apo-
demus agrariu
s (Brandmaus),
Myodes
(
Clethrio-
nomys
)
glareolus
(Rötelmaus, Abb. 7) und
Micro-
tus arvalis
(Feldmaus) (
P
aulauskas
et al. 2009).
Prävalenz (Durchseuchung) und Intensität des
Befalls sind hochgradig regional und habitat
abhängig (
H
ubalek
&
H
alouzka
1998,
W
ielinga
et al. 2006,
P
aulauskas
et al. 2009). Am Boden
fressende Vögel wie die Amsel sind in ländlichen
Gegenden viel häufiger befallen als in urbanisier-
ten Gebieten (
G
regoire
et al. 2002).
Sowohl
Dermacentor reticulatus
als auch
Der-
macentor marginatus
nutzen ebenfalls ein breites
Spektrum an Säugetieren als Wirte (
P
etney
et al.
2012). Vögel werden dagegen, wenn überhaupt,
nur wenig parasitiert.
In ihrem natürlichen Lebensraum ist
Rhipice-
phalus sanguineus
auf
Karnivor
en der Familie
Canidae spezialisiert (
P
etney
et al. 2012). Die
Verbreitung anderer spezialisierter Arten, wie
die Fledermauszecke
Ixodes vepertilionis
oder
Ixodes lividus
, die Uferschwalben befällt, ist
normalerweise auf die Nist- und Brutplätze ihrer
Wirte begrenzt (
P
etney
et al. 2012).
3.4.2 Wirtsfindung
Die Wirtsfindung wird durch eine Vielzahl von
Faktoren beeinflusst. So können Vibrationen die
Abbildung 6. Zeckenpopulationsmodell für
Ixodes ricinus
(nach
R
andolph
2004). Faktoren, die die in den Boxen an-
gegebenen Prozesse bestimmen, können abiotisch (durchgehende Pfeile) oder biotisch (gestrichelte Pfeile) sein.