
P
etney
at al.: Zecken und zeckenübertragene Krankheiten in Baden-Württemberg
75
schaft (Tab. 4). Eine Reduktion der Vegetations-
höhe und -bedeckung auf landwirtschaftlich ge-
nutztem Land führt z.B. zu einer Abnahme der
vorhandenen
Microtus-arvalis
-Population (
J
acob
2003). Auch die Suburbanisierung (Verstädte-
rung ländlicher Gebiete) und der Straßenbau
sind als Einflüsse auf die Verbreitung und Popu-
lationsdynamiken von vielen Pflanzen- und Tier-
arten einschließlich der Nager bekannt (Tab. 4)
(
F
ahrig
2003).
Klima kann die Hauptrolle bei der Determinati-
on der Größe von Nagerpopulationen spielen
(Tab. 2).
A
ars
&
I
ms
(2002) zeigten, dass Klima
die Langzeitfluktuationen beeinflusst, sogar im
Populationszyklus bei arktischen Nagern, der
einem geregelten Muster folgt. Eine hohe Morta-
lität (Sterblichkeit) kann durch sehr niedrige oder
ungewöhnlich hohe Temperaturen ausgelöst
werden. Wie oben beschrieben ist auch die Ze-
ckendichte mit dem Klima korreliert. In welchem
Umfang dies direkt erfolgt oder sekundär durch
eine Erhöhung oder Erniedrigung der Wirtstier-
dichte, bleibt vorerst ungeklärt.
Das Angebot an Nahrung ist ebenfalls als bedeu-
tender regulierender Faktor für die Populations-
dichte verschiedener Nager wohlbekannt (
O
st
-
feld
&
K
eesing
2000,
S
chnurr
et al. 2002). Dies gilt
auch für Süddeutschland.
B
äumler
(1986) zeigte,
dass sich Populationen von Erdmäusen (
Microtus
agrestris
), Rötelmäusen (
Myodes glareolus
) sowie
Gelbhals- und Waldmäusen (
Apodemus flavicol-
lis
,
Apodemus sylvestris
) nach Jahren eines gu-
ten Bucheckern- (1982) oder Eichelvorkommens
(Mastjahr) deutlich verdichten (Abb. 9).
B
ergstedt
(1965) zeigte, dass die Wahrscheinlichkeit von
Myodes glareolus
,
Apodemus flavicollis
und/oder
Tabelle 4. Landschaftliche Nutzung als Einflussgröße auf die Populationsdynamik der Wirte (nach
L
indenmayer
&
F
ischer
2006).
Parameter
Definition, Wirkung
Habitataufwertung
Verbesserung der Qualität eines Gebiets; führt zu Populationswachstum
Habitatdegradierung
Reduktion der Lebensraumqualität; führt zu einer Reduktion der Populationsgröße
Habitatfragmentierung Zerschneidung eines zusammenhängenden Habitats in kleinere Teile; Verteilung bzw.
Verkleinerung der Population
Habitatverinselung
Separation einzelner Gebietsteile verhindert Migration; führt zur Ausdünnung der Ein-
zelpopulationen
Habitatverknüpfung
Korridore zwischen Gebietsteilen erlauben eine Migration, vermindern den Effekt der
Habitatfragmentierung
Habitatverlust
Verlust von Lebensraum, den eine Spezies zum Überleben benötigt
Abbildung 9. Links: Früchte der Stieleiche
Quercus robur
. – Foto:
N
ikanos
. Rechts: Früchte der Rotbuche
Fagus
sylvaticus
. – Foto: G.
E
lsner
.